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Tagespolitik - oder: wie lange denn noch?

Gesellschaft
15.03.2011
Es ist jetzt 13 Jahre her, daß ich Abitur gemacht habe.
Damals waren Dinge wie Global Warming, alternative Energien, Desertec, Elektro- Wasserstoff- Hybridautos, Offshorewindparks, Peak Oil, Chernobyl, das Endlagerproblem bekannt. Mir, als Schüler! (Das hieß damals vielleicht alles noch anders.)

Dinge, wie z.B. der Wasserkraftstromüberschuß Norwegens und das deutsche Netzgesetz, das es unrentabel macht, ein Überseekabel nach (bzw. von) Norwegen zu legen, daß Deutschland selbst Stromexportweltmeister ist, daß keiner der aktiven deutschen Atommeiler heute zugelassen werden würde, oder wie viele Ausfälle diese regelmäßig haben, daß Atomstrom im Endeffekt stärker subventioniert wurde sogar als Solarstrom, oder daß Asse nie sicher war, wusste ich alles nicht. Aber der Politik, zumindest den entsprechenden Ministerien, sollten solche Fakten bekannt gewesen sein.
Die Vorteile technologischen Vorsprungs waren damals genauso hoch im Kurs wie heute. Die Außenhandelsbilanz gilt ja heute lustigerweise immer noch als extrem wichtig. Globalisierung wurde zum Feind für den Standort Deutschland.

Fest steht: hätte die Politik damals getan, was heute noch gefordert wird, den Atomausstieg, verbindliche Vorgaben an Industrie und Wirtschaft, was fossile Brennstoffe angeht, dann wären wir heute längst in einer anderen Welt. Der Gedanke lag damals nicht weniger auf der Hand als heute. Man hätte aber mehr Zeit gehabt. Man wäre heute heute Technologievorreiter und müsste nicht ständg über die Asiaten heulen. Man wäre flexibler und müsste nicht immer noch Despoten stützen. Wir würden E fahren und nicht E10.
Sicher hätte die Automobil- und Energielobby Druck gemacht - aber Volldioten, die nur an die Rendite von heute Denken muß man gelegentlich zu ihrem Glück zwingen. Je später man in die Zukunft investiert, desto teurer wird es. Aber wir bauen immer noch Ottomotoren, ja entwerfen immer weiter neue! Die Zukunft von Vorgestern ist aber heute Vergangenheit. Es ist Saudi Arabien, das vom Öl lebt, das eine ganze Stadt gebaut hat, nur um nichtfossile Technologien zu entwickeln! Saudi Arabien!

Daß im Jahre 2011 mittelalterliche Reaktoren wie Biblis heute noch laufen, daß wir nicht zu mindestens 10% E-Autos fahren, daß wir Peak Oil erreicht haben und nach wie vor ohne Konzept dastehen, daß Desertec immer noch nicht umgesetzt und Europa mit Strom speist, daß ein OPEC-Staat füher oder später Vorreiter auf dem Sektor der sauberen Energie ist, das alles hätte ich mir damals so nicht vorstellen können.
Aber es zeigt deutlich wie anachronisisch, wie katastrophal dumm und fatal eine Dekade Tagespolitik ist. Und Lobbyisten, die nur die Tagesrendite im Kopf haben.
Ich hätte mir damals auch nicht vorstellen können, daß die FDP noch 4 Jahre überlebt.
So kann man sich leider irren.

Und ich frage mich seit heute, wie lange das wohl noch so weiter geht - ich wills gar nicht wissen!

Da haben wir die 4. Kernschmelze innerhalb meines bislang doch recht kurzen Lebens und die Kanzlerin, die ach so sachliche Physikerin, erzählt was vom lieben Gott und Brückentechnologie. Und der Papst betet. Na Hallelujah!


(vor zwei Tagen geschrieben, heut erst die Quellen gesucht... *hust*)

UPDATE: Oh, sieh an! Zum Seekabel gibts grad ne Petition beim Bundestag, bitte mitzeichnen! https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa%3Ddetails;petition%3D16259



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Kommentare zu „Tagespolitik - oder: wie lange denn noch?“


was soll man dazu noch sagen
es wurde ja schon alles gesagt.
ausser vielleicht noch, das man die piraten wählen sollte ;-)
geschrieben von derTsunami, 03-17-11 1:29

der Papst betet ...
... das ist auch das Einzige, was noch übrigbleibt (es HILFT aber leider auch NIX)!
21 Jahre nach der Wende ist wieder eine friedliche - und ökologische - Revolution notwendig!! Aber die wirds in diesem satten Deutschland so schnell nicht wieder geben ... es bekommt ja nicht mal Tempo 130 hin ...
geschrieben von Goalgetter60, 03-18-11 9:43


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